Pressemeldung

Wenn die Perspektive fehlt. Die Situation junger Flüchtlinge in Bayern

Konfessionelle Jugendhilfeverbände Bayerns fordern Verbesserung der Situation junger Geflüchteter

München 12. Mai 2017 – Die konfessionellen Jugendhilfeverbände fordern eine deutliche Verbesserung der Bedingungen zur Integration junger Geflüchteter. Insbesondere für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sei durch die Praxis der Asylverfahren eine Integration nicht einfach. Die Vorsitzenden der Evangelischen Jugendsozialarbeit Bayern (ejsa), des Landesverbands katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (LVkE), der evangelische Erziehungsverband in Bayern (eev) und die Katholische Jugendsozialarbeit Bayern (KJS) haben deshalb vier Forderungen erhoben, um jungen Flüchtlingen Perspektiven zu eröffnen – hier in Deutschland und in ihren Heimatländern.

Eine Perspektive zu haben halten die Jugendhilfeverbände für die wichtigste Voraussetzung für Integration. Deshalb fordern sie, Beschäftigungserlaubnisse, Ausbildungen und Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit für alle Geflüchteten. „Das ist insbesondere für diejenigen, die noch im Asylverfahren sind oder nur Duldung haben nicht in allen Fällen gegeben“, so Sigrun Maxzin-Weigel, Vorsitzende des eev. „Die besonders restriktive Auslegung der bestehenden Regularien verhindern oft, dass ausländische Jugendliche, insbesondere aus Afghanistan, Syrien, Irak, Eritrea oder Somalia eine Berufsausbildung beginnen können. Vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels und im Sinne der Kinderrechte fordern wir deshalb, jedem geflüchteten jungen Menschen – egal aus welchem Herkunftsland – eine Berufsausbildung zu ermöglichen.“

Sandra Schuhmann von der ejsa Bayern unterstrich die Forderung und ergänzte: „Der Zugang zu Ausbildung und Arbeit muss unabhängig von der Bleibeperspektive gewährt werden.“ Zwar solle das Anfang August 2016 bundesweit in Kraft getretene Integrationsgesetz für einen schnelleren Zugang von geflüchteten Menschen zu Integrationskursen und in Berufsausbildung sorgen. „Mit einer Weisung an die Ausländerbehörden untersagte das bayerische Innenministerium eine Duldung für die Dauer der Berufsausbildung aber schon dann, wenn erste formelle Maßnahmen zur Beendigung des Aufenthalts des jungen Menschen angekündigt sind, beispielsweise wenn sie zur Ausländerbehörde vorgeladen sind. „Damit wird die Aufnahme eines Ausbildungsverhältnisses in aller Regel unmöglich gemacht..“

Selbst wenn eine Ausbildung in Aussicht stehe, sind die Fristen um den Status der Duldung zur Aufnahme einer Ausbildung zu bekommen zu kurz, sagte Michael Kroll, Geschäftsführer der KJS Bayern: „Zwischen dem Abschluss eines Ausbildungsvertrags und dem Beginn der Berufsausbildung liegen in der Praxis häufig deutlich mehr als drei Monate. Diesem Umstand muss bei der Erteilung einer Ausbildungsduldung regelhaft Rechnung getragen werden, um Ausbildungsbetrieben und den jungen Geflüchteten Planungssicherheit zu geben. Wir erwarten von den Behörden, dass sie die Fristen auf einen realistischen Zeitraum von mindestens 6 Monaten verlängern.“

Als größtes Problem sieht Michael Eibl vom LVkE aber die Abschiebungen insbesondere nach Afghanistan an. „Viele junge, vor allem afghanische Flüchtlinge sind aktuell von Abschiebung bedroht, denn Afghanistan wurde als sicheres Herkunftsland eingestuft.“ In den Einrichtungen der Jugendhilfe habe das deutlich negative Auswirkungen. „Viele Kinder und Jugendliche aus Afghanistan, die sich in Deutschland Schutz und eine bessere Zukunft erhofft hatten, sind aufgrund dieser Perspektivlosigkeit von zunehmenden psychischen Belastungen betroffen. Diese führen, verbunden mit täglichen Nachrichten über die schlechte Sicherheitslage in Afghanistan, oftmals zu Radikalisierungstendenzen, Suizidversuchen und Retraumatisierungen. Dies führt auch zu besonderen Herausforderungen bei den Fachkräften, die mit den Jugendlichen arbeiten“

Zusammen fordern die konfessionellen Jugendhilfeverbände deshalb, dass unrealistische Abschiebungen weder angedroht noch vollzogen werden. „Diese jungen Menschen benötigen eine dauerhafte Bleibeperspektive und Rechtssicherheit, um ihren bereits beschrittenen Weg in eine gelingende Zukunft erfolgreich weiterzugehen und sich durch Bildung und Arbeit einen festen Platz in unserer Gesellschaft erarbeiten zu können.“

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